Wer sich vor Jahrhunderten auf eine lange Seereise machte, der brauchte einen Plan für die Flüssigkeitsversorgung der Seeleute. Die Antwort darauf war einfach: Unmengen von Bier mussten mit. Das war haltbar und vergammelte nicht im Fass. Inzwischen sind die Ansprüche an den klaren Verstand merklich gestiegen. Diese Lösung kommt für uns also nicht mehr in Frage, jedenfalls nicht als einzige Flüssigkeitsquelle. Wir blenden zurück auf unseren letzten Hafen Puerto Vallarta. Ein Blick auf die Wasserstandsanzeige zeigt dort beeindruckende Werte – einen Füllstand von einer Million Litern Trinkwasser, verteilt auf 9 Tanks. Wir haben 13 Tage, bis wir in Papeete unsere Wasservorräte wieder auffrischen können. Reicht das? Einige Zahlen sprechen dagegen: 600 Menschen an Bord verbrauchen reichlich Wasser, alles in Trinkwasserqualität. Eine Million Liter reicht deshalb nur für vier Tage. Und das kommt so: Allein unsere Wäscherei verbraucht Tag für Tag 80 Tonnen, ganze 200 Tonnen Wasser sind es für Gäste und Crew. Damit daraus kein Engpass wird, haben wir drei Meerwasserentsalzungsanlagen an Bord, um die uns mancher Wüstenstaat beneiden würde. Zwei davon gewinnen Frischwasser aus destilliertem Meerwasser. Das sind schon mal bis zu 120 t pro Tag. unsere zweite Anlage schafft das ganz große Volumen. 260 t wandelt die Umkehr-Osmose-Anlage jeden Tag in entsalztes Wasser um. Wie beim Destillat werden jetzt noch die Mineralien Kalzium und Magnesium zugegeben – aufhärten nennt man das – und mit einer kleinen Chlorgabe vor Verkeimung geschützt. Erfreuliches Ergebnis: Das Bier bleibt an der Bar, es schäumt nicht aus der Dusche und die Wäscherei wäscht mit klarem Wasser.
2016-03-20