In den Jahren 1405 bis 1433 segelte eine beeindruckende Flotte über die Weltmeere, die mächtigste, die die Welt je gesehen hatte. Nicht nur ihr Umfang von mehreren hundert Schiffen, auch der Schiffstyp war von ungeheuerlicher Größe. Es waren keine Genuesen, keine Venezianer, die diese Schiffe bauten – es waren Schiffe aus China, die sogenannten Schatzschiffe, bis heute einer der größten Segelschiffstypen. Mit ihren neun Masten waren sie von so gewaltigen Ausmaßen, dass sich die später gebauten spanischen Karavellen neben ihnen wie Nussschalen ausgenommen hätten. Mit einer solchen Flotte machte sich der chinesische Admiral Zheng He ab 1405 auf mehrere ausgedehnte Entdeckungsfahrten. Dabei bereiste er nachweislich den gesamten Indischen Ozean und die in Europa noch unbekannte afrikanische Ostküste und kartografierte sie mit erstaunlicher Präzision. Der britische Autor und frühere U-Bootkapitän Gavin Menzies geht aber noch weiter. Wrackteile, die an der amerikanischen Westküste gefunden wurden ordnet er eben diesen chinesischen Schatzschiffen zu, er findet Ming-Porzellan in Brasilien und Mexiko und nordamerikanische Indianerstämme, die bis ins letzte Jahrhundert hinein Chinesisch sprechen. Und in China eine Statue zum Gedenken Zheng Hes; neben ihm steht ein Mann im venezianischen Gewand des 15. Jahrhunderts. Wenn seine Theorie stimmt, dann war dieser zweite Mann der Asienreisende Niccolo di Conti. Er habe von seinen Reisen die präzisen chinesischen Seekarten mitgebracht, Staatsgeheimnisse, die später in die Hände Christoph Kolumbus‘ gelangten. Auch nach dieser Theorie wusste Kolumbus bereits vor seinem Aufbruch in die Neue Welt, wohin die Reise geht.