Am 24. Juni 1497 kann ein Tier, das an der neufundländischen Küste grast, eine ungewöhnliche Beobachtung machen. Denn an diesem Tag erscheint ein Schiff am Horizont, ein Dreimaster mit rechteckigen Segeln und mindestens einem Lateinersegel in Form eines Dreiecks für mehr Beweglichkeit. An Bord dieses Schiffes sind nicht mal 20 Mann, ungewaschen und übel gelaunt, seit über einem Monat essen sie nichts als Trockenzwieback, Salzfleisch, Salzfisch und getrocknete Erbsen. Um kein verseuchtes Wasser trinken zu müssen, gibt es ausschließlich Bier, denn das ist länger haltbar. Was ihnen vermutlich ganz recht ist. Der Kapitän dieser rauhen Truppe ist Giovanni Caboto, der später unter seinem englischen Namen John Cabot bekannter werden soll. Er ist im Auftrag Heinrichs des VII. unterwegs. Nachdem Kolumbus bereits fünf Jahre zuvor nach damaligem Verständnis „Asien“ entdeckt hatte, ist es nun Cabots Aufgabe, einen weiter nördlich gelegenen, kürzeren Weg von Europa dorthin zu finden. Dieser Weg führt ihn von seinem Ausgangspunkt Bristol nach einer beschwerlichen Fahrt über den Nordatlantik bis nach Neufundland, Neuengland und Labrador. Dort geht er auch an Land, als erster Europäer betritt er somit amerikanisches Festland. Dreißig Tage lang folgt sein Schiff der Küste, die er für China hält, und dabei bekommt Cabot keinen einzigen Menschen zu Gesicht. Ein zweiter Versuch, nach der vermeintlich erfolgreichen Landnahme Chinas jetzt auch Japan auf dieser Route zu erreichen scheitert. Von dieser Fahrt kehrt er nie zurück.