Das Jahr 1730 markiert einen Wendepunkt in der Geschichte der Seefahrt. Denn in diesem Jahr wurde ein Instrument erfunden, das zahllosen Seefahrern das Augenlicht kostete. Auch deswegen wurde ein – man würde heute sagen – Accessoire so verbreitet, dass es unser Bild vom Piraten für immer prägen sollte: die Augenklappe. Besonders gefährdet war die Berufsgruppe der Navigatoren. Denn das Gerät, das sich wie ein Raubtier am Augenlicht zu schaffen machte, war der Sextant. Mit ihm gewann die Positionsbestimmung auf See eine Genauigkeit, die mit seinem Vorgänger, dem Astrolabium, nicht möglich war. Beide beruhen auf dem Prinzip, dass sich die geografische Breite aus dem Sonnenstand zu einer bestimmten Zeit errechnen lässt. Anschaulicher: Wenn die Sonne zur Mittagszeit genau 90 Grad über dem Beobachter steht, dann weiß er, dass er sich auf dem Äquator befindet. Weiter nördlich oder südlich davon erscheint die Sonne aber in einem immer flacheren Winkel, und der geübte Navigator zieht daraus seine Schlüsse. Der Sextant hat eine Einrichtung, in der Horizont und Sonne über einen schwenkbaren Spiegel in einem Schnittbild gemeinsam sichtbar werden. Wenn beide Bilder aufeinander treffen, kann der Navigator den Sonnenwinkel an einer Skala ablesen. Dazu muss er aber zunächst mit dem Sichtrohr „die Sonne schießen“, so nennt er das. Genau hier lag die Gefahr für den Navigatoren früherer Tage. Die frühen Sextanten ließen das Sonnenlicht ungefiltert durch. Blindheit war die Folge. Übrigens: Unser Navigator an Bord ist eine Navigatorin. Und sie kann mit dem Sextanten so gut umgehen, dass sie bis heute keine Augenklappe nötig hat.